Gartenarbeiten im September

 


Der goldene Herbst hält Einzug in den Garten.

Genießen Sie die Ernte Ihrer schmackhaften Gemüse- und Obstsorten. Nutzen Sie die Zeit in den letzten wärmenden Spätsommertagen und pflanzen Sie schon Vorfreude für den nächsten Frühling.

Gemüsegarten   Tomaten   Chili und Paprika   Kräuter   Obstgarten   Ziergarten

Rasen oder Wiese   Balkon und Terrasse   Alternativer Pflanzenschutz

 

Gemüsegarten

ERNTEN UND GENIESSEN

Kohlrabi, Brokkoli und Karfiol sind schon zu ernten, ein paar Blätter vom Grünkohl kann man auch laufend für die Küche verwenden.

 

Fruchtgemüse
Unsere Sonnenkinder wie die Gurken, Paprika, Tomaten und Zucchini vertragen keine kühlen Temperaturen und überhaupt keinen Frost. Unter 15 Grad stellen sie ihr Wachstum ein und unter 5 Grad sterben sie ab. Folie oder Vlies können etwas helfen. Bleibt es länger kalt, hilft nur noch, die Früchte zu ernten und frisch zu verwenden bzw. die unreifen Paradeiser an einer dunklen Stelle gemeinsam mit einem Apfel nachreifen zu lassen.

Bei den Tomaten werden bis Mitte September die Triebspitzen entfernt, damit sich keine weiteren Blüten entwickeln können, da diese ohnehin nicht mehr reif würden.

Zucchini schmecken am besten, wenn sie 15 bis 20 cm lang sind. Im Herbst empfiehlt es sich jedoch, einzelne Früchte ausreifen zu lassen. Die großen Früchte sind dann lange lagerfähig.

Gurken werden gern vom Mehltau befallen und trocknen dann ein. Bis dahin sollte man sie gleichmäßig gießen, da Gurken bei Wassermangel bitter werden. Deshalb sollte man sie vor der Zubereitung kosten.

Unreife Paprika enthalten weniger Zucker, aber viel mehr Vitamin C als ausgereifte Früchte, können jedoch wie die reifen Früchte verwendet werden.

Als Verwandte der Kürbisse werden Melonen immer beliebter und in warmen Sommern gedeihen sie auch meist sehr gut.

Rote Rüben schmecken besser, wenn man sie nicht zu groß werden lässt.

Melanzani stellen an die Temperatur noch wesentlich höhere Ansprüche als Paprika. Sie enthalten Bitterstoffe, Solanin und sogar Nikotin und sollen daher immer gekocht werden.

 

Trockenbohnen als Saatgut

Wenn die Schoten eingetrocknet sind, nimmt man sie ab, lässt sie nachtrocknen und löst sie aus. Die Bohnen sind in Leinensäckchen gut drei Jahre lager- und keimfähig. Bei Standardsorten und für Bohnengerichte lohnt sich der Aufwand kaum. Als Saatgut jedoch lässt man ein paar der frühesten Bohnen ausreifen, und zwar von mehreren Stauden. So hat man ausreichend genetische Vielfalt und legt das Hauptaugenmerk auf die Eigenschaft der Frühreife.

 

KÜRBISSE IN ALLEN FARBEN

Kürbisse kann man noch viel länger lagern, wenn sie reif geerntet werden. Die Reife erkennt man am eingetrockneten Stiel.

Für die schnelle Küche eignen sich die eher kleineren Sorten, die mit der Schale gekocht werden können, wie Hokkaido oder Butternuss. Auch die rotfleischigen Muskatkürbisse schmecken sehr gut.

Die großen Speisekürbisse wie der Lange von Neapel sind nach dem Anschneiden alsbald zu verbrauchen. Einen Teil kann man auch für Suppe einfrieren, oder man macht gleich ein Kürbisfest mit Freunden.

 

ES DARF NOCH GEPFLANZT WERDEN!

Die Beete sollen nicht unbedeckt bleiben. Wenn man gleich pflanzt, gedeihen noch einige Sorten an Schnitt- und Pflücksalaten und Asiasalate.

Wintersteckzwiebeln und Knoblauch kommen jetzt ca. 5 cm in die Erde.

Feldsalat und Spinat sollten bald angebaut werden. Einige Spinatsorten kann man bis Mitte Oktober säen. Wichtig dabei ist, dass der Samen guten Erdkontakt hat. Er wird in 3 cm tiefe Rillen gestreut. Die angefüllten Rillen sollten noch etwas festgeklopft werden.

Winterbegrünung oder Flächenkompostierung
Spinat und Vogerlsalat kann man auch als Winterbegrünung verwenden. Wird nichts mehr angebaut, so sind die leeren Beete zu mulchen. Das geht mit Rasenschnitt oder gehäckseltem Strauchschnitt, mit strohigem Mist oder Grobkompost. Diese Flächenkompostierung schützt den Boden im Winter vor Auswaschung der Nährstoffe und sie hemmt das ungebremste Wachstum störender Beikräuter.

 

TOMATEN von Christa Pucher

Paradeiser, auch Tomaten genannt gehören zu den Nachtschattengewächsen.

300.000 verschiedene Sorten gibt es, dazu zählen auch die Physalis und Tomatillos. Über 3.000 Sorten kultiviert und archiviert Herr Stekovics, der Kaiser der Paradeiser in Frauenkirchen im Burgenland.


Bestäubung: Paradeiser sind selbstbestäubend, daher tragen auch einzeln stehende Pflanzen Früchte. Der beste Bestäuber ist der Wind – fehlt er, ist es vorteilhaft die Tomatenstauden zu schütteln, damit aus den Blüten auch wirklich Früchte entstehen.


Herkunft: Das Hochland Perus ist die ursprüngliche Heimat dieser Pflanze. Sie wächst dort unausgegeizt, hängend, wild an steilen Klippen und Hängen ohne viel Humus. Die dortigen Vorfahren waren Stauden mit kleinen grünen Früchten und wurden schon einige hundert Jahre vor Christi Geburt von den Azteken und anderen Völkern Zentral- und Mittelamerikas geerntet und kultiviert.

Sie nannten die Früchte xitomatl und tomatl, so entstand im 19. Jahrhundert das Wort Tomate. Vorher nannte man sie Liebesapfel, Goldapfel oder Peruapfel. Ihre Herkunft erklärt, warum wir den sonnigsten Platz für unsere Pflanzen auswählen sollen.

Man unterscheidet zwei Typen von Paradeisern:

Strauchparadeiser wachsen unbegrenzt, manche Ranken werden 6 m lang und Buschparadeiser, sie bleiben kompakt und überschaubar. Diese zwei Gruppen wiederum werden unterteilt in 4 Untergruppen:
Cocktail-Tomaten, Salat-Tomaten, Saucen-Paradeiser und Fleisch-Paradeiser mit Früchten bis fast 2 kg.


Gießen: Frei ausgepflanzte Tomaten brauchen nicht gegossen zu werden! Pflanzen in Trögen und Kübeln bitte nicht wie Seerosen halten, das schädigt nachhaltig die Wurzeln. Wasser im Untersetzer nach spätestens 1 bis 2 Stunden entfernen.

Es ist völlig unbedenklich, wenn bei Sonnenschein die Pflanzen die Blätter hängen lassen, obwohl der Wurzelballen feucht ist. Die Pflanze schützt sich durch das Welken vor zu viel Sonne, sie wird in der Nacht die Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und am Morgen wieder stramm dastehen. Sollte sie morgens auch noch die Blätter hängen lassen, ist das sogar gut, genau diesen Impuls braucht die Pflanze um ordentlich zu blühen. Sie braucht den Reiz, das Gefühl „Hilfe ich verdurste, ich sterbe, ich muss mich vermehren!“ Die Pflanze wird viele Blüten ansetzen. Jetzt braucht die Pflanze wirklich Wasser. Pflanzen, die ständig gegossen werden blühen schlecht, weil es ihnen zu gut geht!

Die Paradeiserpflanze hat eine Lebensdauer von etwa 100 Tagen. Frühreifende Sorten bringen die ersten Früchte nach 55 Tagen, spätreifende erst nach 90 Tagen. Es ist also völlig normal und in Ordnung und Teil des natürlichen Kreislaufs, wenn die Pflanzen gegen Ende der Vegetationsphase gelbe und trockene Blätter bekommen, das ist keine Krankheit.


Ausgeizen: nicht notwendig und wer es schafft, die Pflanze wachsen zu lassen, wird eine gesunde Pflanze erleben. Man sollte bedenken, dass jede Verletzung die beim Ausgeizen entsteht, Viren und Pilzen Tür und Tor öffnet und diese so leichter in die Pflanze eindringen können. Viel wichtiger ist, dass man die Pflanzen nicht zu viel einhüllt.


Wind: Zuviel Luftfeuchtigkeit in den Glashäusern oder Folientunneln bzw. Tomatenhüllen führt zum Samtflecken-Pilz. Gut lüften und nachts offen lassen hilft. Die Pflanzen sollen immer gut abtrocknen und im Wind stehen. Durch die Temperaturunterschiede entwickeln sich die Aromen und sie werden süßer.

Paradeiserpflanzen, die nicht ausgegeizt werden, tragen auch an diesen Seitentrieben Blüten bzw. Früchte und entwickeln Wurzeln die bis in eine Tiefe von 1,70 Metern reichen mit einer Wurzellänge von 800 m pro Pflanze.


Mulchen: Gut geht es der Pflanze, wenn sie mit Grasschnitt versorgt wird, die Düngung übernehmen die Regenwürmer und Mikroorganismen, auch Kräuterjauchen geben den Pflanzen Futter. Über das Gras kann man noch Stroh geben, das Sonnenlicht wird von den gelben Halmen reflektiert, die Pflanze erhält mehr Sonnenlicht, die Erde bleibt nachts länger warm. Grasschnitt immer wieder unter dem Stroh nachfüllen.


Kraut- und Braunfäule: Todkrank ist eine Pflanze, wenn innerhalb kürzester Zeit die Blätter trocken werden wie Tabak und sich graubraun verfärben. Die Früchte werden ledrig und an der Unterseite schwarz. In diesem Fall ist es ratsam, die Pflanze zu entsorgen, damit nicht alle Pflanzen in der Nachbarschaft von diesem Pilz, der Kraut- und Braunfäule, befallen werden.

Durch den Kompostiervorgang in der Heißrotte sterben die Pilze ab. Die Samen der von Braunfäule befallenen Pflanzen bleiben gesund, man kann daher bedenkenlos von kranken Früchten den Samen entnehmen.

Die Mulchschicht schützt die Pflanzen auch vor dem Spritzwasser, welches von der Erde abprallt und von unten auf die Blätter spritzt. Es kann daher auch von Vorteil sein, wenn man die untersten Blätter so weit entfernt, dass sie den Erdboden nicht berühren. Der Braunfäulepilz ist im Erdreich und wird mit dem Gieß- oder Regenwasser auf die Pflanze transportiert. Diverse Folien zum Abdecken des Bodens können ebenso verwendet werden.


Blütenendfäule: Zur Zeit der Blüte kann es allerdings passieren, dass zu viel Sonne die Blüten trifft und die Früchte mit der Zeit einen braunen Fleck am Ende der Frucht bekommen, die Endblütenfäule. Meistens bei länglichen Früchten und nur zu Beginn der Blütezeit, wenn noch wenige Blätter die Blüten vor der Sonne schützen. Die Früchte können bedenkenlos gegessen werden, auch sind diese Früchte nicht gefährlich für die Pflanze, weil sie nicht ansteckend sind, sondern eine Verbrennung. Blütenendfäule kann auch durch Kalziummangel auftreten. Bei starkem Wachstum und unregelmäßiger Wasserversorgung wird die Frucht nicht ausreichend mit Kalzium versorgt. Auf eine ausgewogene Düngung achten und Gesteinsmehl streuen.


Sonnenbrand. Auch kann es passieren, dass im Hochsommer bei lang anhaltenden Sonnenperioden die noch grünen Tomaten einen Sonnenbrand bekommen – die grauweißen Stellen heilen meistens aus und die Früchte werden noch reif.

Wünsche allen einen schönen Paradeiser- Sommer, viel Sonne, viel Wind.
Eure Christa Pucher

(Für Sie gelesen: Atlas der erlesenen Paradeiser, Erich Stekovics, Löwenzahnverlag ISBN 978-3-7066-2480-0)

 

 

CHILI UND PAPRIKA von Christa Pucher

Chili und Paprika
Capsicum, Nachtschattengewächse

Die Gattung Capsicum, mit 25 Arten, stammt aus Mittel- und Südamerika. Die meisten Urformen bilden winzige, aufrechtstehende rote Früchte. Diese Urformen werden auch Vogelaugenchilis, C. frutescens (strauchförmig) genannt, weil Vögel von der roten Farbe angelockt werden, verspeist und somit verbreitet werden; Vögel haben keine Sinnesrezeptoren für Schärfe!

Indigene Völker haben diese Urformen vor mindestens 3.000 Jahren in Kultur genommen, Kolumbus brachte sie nach Europa, es folgten Capsicum annuum (einjährige), Capsicum chinense(aus China), Capsicum baccatum (beerenartig), Capsicum pubescens (behaart).

Mitte 16. Jahrhundert wurde Paprika/ Chili in Italien und Ungarn eingeführt, lokale Sorten sind entstanden, z. B. Gewürzpaprika als Ersatz für Schwarzer Pfeffer. Erst im 19. Jh. gelang es, capsaicinfreie Sorten – milde Gemüsepaprika – zu züchten, Anfang 20. Jh. Entstanden durch eine Zufallskreuzung milde Gewürzpaprika.


Capsaicin: ist die Substanz, die Paprikafrüchte scharf macht. Die Samen und die weißen Scheidewände enthalten am meisten von diesem Alkaloid. Capsaicin regt die Hitzerezeptoren an – wir nehmen die Schärfe als Brennen wahr. Chilisorten werden je nach ihrer Schärfe in 10 Stufen oder mit der Scoville-Skala bewertet.

Milder Gemüsepaprika hat z. B. den Schärfegrad 0,

Pfefferoni 1 – 3 (~100 Scoville),
Jalapeno 5 (~5.000 Scoville),
Tabasco 8 (~50.000 Scoville),
Habanero 10 (~500.000 Scoville),
Jolokia 10+ (+1.000.000 Scoville).


Chili und Paprika werden in verschiedene Nutzungskategorien eingeteilt, die in verschiedenen Kulturkreisen entstanden sind:

Gemüsepaprika: dickwandige Typen, in vielen Farben und Formen, die Blockpaprika sind mild, von den anderen Typen gibt es auch Sorten mit leichter Schärfe, jedoch nie so scharf wie Chili.


Pfefferoni: längliche, meist dünnwandige Formen, mild oder scharf.


Gewürzpaprika: hat in Ungarn eine besondere Tradition, die hier angebauten Sorten werden getrocknet und dann zu edelsüßem bis scharfem Paprikapulver verarbeitet – je nachdem, ob auch die scharfen Scheidewände mitverarbeitet werden.


Chili: meist kleinere Früchte, in vielen Farben und unterschiedlichsten Formen und allen Schärfen, frisch oder getrocknet zu verwenden.


Anbau aus eigenem Saatgut:
die Samen werden aus den ersten reifen, meist rot, gelb, violett oder orange gefärbten Früchten entnommen - Saatgut aus unreifen Chilis oder Paprika verfärbt sich braun und ist nicht keimfähig !

Wir nehmen deshalb das Saatgut von den ersten Früchten, weil man so die Selektion auf frühreifend steuern kann.
Achtung bei Chilis: Gummihandschuhe und eine Schutzbrille für die Augen tragen, auch bei der weiteren Verarbeitung!

 

Tipp: die Sorte Grüner Paprika gibt es nicht wirklich, alle Paprika und Chilis sind vor der Reife grün! – und schwerer zu verdauen!


Aussaat: Mitte Februar bei 25 – 28°C Bodentemperatur, nach dem Pikieren die Pflanzen kühler stellen, viel Licht.


Auspflanzen: Mitte Mai ins Freiland, wenn keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind. Pflanzen vor dem Setzen in ein Wasserbad stellen, damit der Wurzelballen ordentlich feucht ist, etwas tiefer setzen, gut andrücken. Pflanzabstand ca. 40 cm.

Im Freiland ist zusätzliches Gi0eßen nicht notwendig, die Wurzeln wachsen in einem gesunden Gartenboden zum Wasser nach unten, auch in sehr trockenen Perioden. Auch ist der Fruchtansatz im Freien vielfach besser als im Glashaus bzw. Folientunnel.

Die Paprika und Chilis sind Selbstbefruchter, heißt sie brauchen viel Wind, um eine optimale Bestäubung zu bekommen. In Glashäusern und Folientunneln ist es oft zu windstill, da kann wie bei den Tomaten an den Pflanzen mit schütteln nachgeholfen werden. Auch die Belastung mit Schädlingen ist nur im Glashaus ein Thema.

Eine Fremdbefruchtung durch Bienen und Hummeln ist auch bei diesen Pflanzen jederzeit möglich, somit entstehen dann zufällige Kreuzungen.


Zur Erhaltung der Sortenreinheit ist es ratsam, von vornherein nur eine Sorte zu vermehren mit einem Abstand von 30 m zu anderen Sorten oder die zu befruchtenden Blüten zu schütteln, damit der Pollen auf die Narbe fällt.

 

Eine reiche Paprika- und Chili-Ernte wünscht euch Christa Pucher

(Für Sie gelesen: Andrea Heistinger, Arche Noah, Biogarten-Buch, Bio-Gemüse-Buch und Samengärtnerei ISBN 978-3-7066-2516-6, ISBN 978-3-7066-2459-6, ISBN 978-3-8001-6991-7)

 

 

Kräuter

BRENNESSEL
Urtica dioica

Die Brennnessel liebt nährstoffreiche, frische Böden. Aus dem Wurzelstock bilden sich bei regelmäßiger Ernte immer frische Triebe, vierkantige Stängel mit den typischen Blättern besetzt mit Brennhaaren. Handschuhe tragen beim Ernten hilft! Die Brennnessel gehört zu den ältesten medizinisch verwendeten Pflanzen und dient vielen Schmetterlingsraupen als Nahrungsquelle.

Also schon wieder eine Pflanze die wir in unserem Garten lassen dürfen und nicht mehr ausreißen müssen! Sie enthält Kalium, Eisen, Magnesium, Pflanzensäuren, Vitamin A, C und das Nesselgift, das auf der Haut brennt.

100 g Brennnesseln enthalten 7,8 mg Eisen, Spinat dazu im Vergleich 4,1 mg/100 g

Verwendet werden die Blätter: die jungen Triebspitzen als Gemüse, Spinat, in Suppen, Kräutertopfen, Kräuterbutter; getrocknet als Tee und Gewürz; frisch oder getrocknet als Badezusatz Samen: frisch oder getrocknet für Brotaufstriche, Kräutersalz. Wurzeln: zum verfeinern von Essig; Absud aus Wurzeln soll bei Haarausfall helfen.

 

Rezepttipp: Mischen Sie zum herkömmlichen Spinat wenn er fertig ist 2 handvoll rohe, fein gehackte Brennnesselspitzen hinein, kurz aufkochen, fertig. Guten Appetit!

Die Brennnessel brennt nicht mehr, wenn sie überbrüht wurde oder mit der Küchenmaschine zerkleinert wurde. Auch mit dem Nudelwalker bearbeiten hilft, die Nesselhaare zu zerstören.

Die Brennnessel stärkt die Pflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge.

Das Hauptprinzip im biologischen Gartenbau ist, das Gleichgewicht der Natur nicht durch drastische Eingriffe zu stören. Vorbeugen und stärken ist ein wesentlicher Grundsatz.

Daher sind die Spritzungen und Sprühungen mindestens wöchentlich durchzuführen, bei bedecktem Wetter oder vor Sonnenaufgang!


Herstellung von Brennnesseljauche:
1 kg frisches oder 150 g trockenes Brennnesselkraut in 10 Liter kaltes Wasser, vorzugsweise Regenwasser einweichen.

Man zerkleinert die Pflanzen mit der Gartenschere, so können die Mikroorganismen die Blätter gut erschließen. Als Gefäß eignet sich ein Holzfass oder Kunststofftonne, bitte keine Metallfässer verwenden; bis 10 cm unter dem Rand füllen, mit einem Gitter und Tuch abdecken, aber nicht luftdicht, damit keine Tiere hineinfallen können, täglich mit einem Holzstecken umrühren.

Die Kräuter vergären nun, je nach Temperatur dauert das 1 bis 2 Tage, dann sieht man auf der Oberfläche einen Schaum. Die Flüssigkeit wird trüb, dann dunkler, und wenn sie nicht mehr schäumt ist sie fertig vergoren. Zur Geruchsminderung kann man ein paar Handvoll Gesteinsmehl einmengen und nach 2 – 3 Wochen, abseihen (Gummi-Handschuhe tragen) und die Jauche 1:20 mit Wasser verdünnen. Bei bedecktem Wetter, morgens, in den Boden rund um die Pflanzen gießen. Nicht über die Pflanzen gießen!


Tipp: zum Düngen eine alte Tasse, Gummihandschuhe und Kübel verwenden!

 

 

Obstgarten

So wie der Wein ist auch das Kernobst heuer früher reif.

OBST ZUM EINLAGERN
Beim Pflücken von Lagerobst sollte sehr vorsichtig vorgegangen werden, denn es darf keine Druckstellen geben. Der Stiel sollte an der Frucht bleiben. Beim Pflücken müssen die Früchte unbedingt trocken sein. Nur einwandfreies Obst sollte ins Lager kommen.

Weiters sollte das Obst auf einer Terrasse oder in einer Hütte vorher „abschwitzen“, damit es nicht im warmen Zustand in den Keller kommt.

Wer keinen für die Lagerung geeigneten Keller hat, sollte das Obst in Kisten geben und in einer frostfreien Hütte oder Garage lagern, wenn es dort nicht nach Treibstoff riecht.


Mulch auf Baumscheiben entfernen
Wer Baumscheiben mulcht, sollte den Mulch noch vor dem Winter entfernen, um nicht den Mäusen ein ideales Winterquartier zu schaffen. Überhaupt sollte noch einmal nach Wühlmäusen kontrolliert werden.

 

Die Obstbaumhecke trägt Früchte
Gar nicht wenige Äpfel der Sorte Topaz hängen an unserer Obstbaumhecke. Bemerkenswert für die kleinen erst im März wurzelnackt gepflanzten Bäume. Alle 17 Bäume hat Klaus Strasser veredelt. Eine ist erst vor kurzem angewachsen, bei einer habe ich noch Hoffnung. Somit gibt es nur einen Ausfall. Aber nächsten Frühling wird weiter veredelt, damit es noch mehr Sorten gibt.

Die Heckenschere kam bis jetzt noch nicht zum Einsatz. Die Baumschere schon. Einige neue Langtriebe wurden gekürzt. Nach der Pflanzung mit etwas Kompost und Hornspänen gab es im Sommer noch etwas organischen Dünger. Wichtiger war das Wasser. Ein paar Mal wurden die Bäume gegossen, teilweise auch nebenbei. Ich habe die Blattläuse, die nicht an allen Bäumen waren, dreimal mit dem Gartenschlauch abgewaschen.

Inzwischen wachsen die Kürbisse auch noch in die Obstbaumhecke. Doch die werden bald geerntet. Und dann kommen die Äpfel dran. Und noch eins: Unsere Hecke hat schon viele Besucher gehabt. Wie es scheint, will jeder so eine Obsthecke.

 

Befruchtung der Obstbäume
Die Befruchtung hängt von der Ausbildung der Blütenknospen, vom Wetter und Bienenflug zum Zeitpunkt der Blüte und von Befruchtungspartnern ab. Man sollte jeweils zwei verschiedene Apfel- oder Birnbäume in unmittelbarer Nähe pflanzen. Einen Befruchter brauchen auch die meisten Süßkirschen und Sauerkirschen sowie einigen Pflaumen. Pfirsiche und Marillen sind in der Regel selbstfruchtbar.

 

Folgende Äpfel brauchen unbedingt einen Befruchter:
Boskoop, Gravensteiner, Bohnapfel, Jakob Lebel, Kaiser Wilhelm, Kanada Renette, Jonagold, Mutsu, Jakob Fischer, Baumanns Renette, Goldrenette, Winterrambour.

Geeignete Befruchter sind je nach Blühzeitpunkt:
Alkmene, Elstar, Goldparmäne, James Grieve, Roter Berlepsch.

Birnen, die einen Befruchter brauchen:
Alexander Lucas, Pastorenbirne, Diels Butterbirne, Gute Graue, Schweizer Wasserbirne.

Befruchter sind:
Bosc’s Flaschenbirne, Clapps Liebling, Conference, Gellerts Butterbirne, Gute Luise, Vereins-Dechantsbirne, Williams Christ.

 

 

Ziergarten

Während Dahlien, Herbstastern und Sonnenbraut in voller Pracht stehen, denken viele erfahrene Gärtner schon wieder ans nächste Frühlingserwachen.

Sie pflanzen jetzt Winterblüher wie Jasmin, Schneeforsythie, Zaubernuss und Gräser, die auch im Winter gut ausschauen.

Und natürlich wird schon alles für die Tulpen, Narzissen und Krokusse vorbereitet. Wo Tulpen gerne zu Mäusefutter werden, sollten sie in passenden, geschlossenen Körben oder Drahtgittern gepflanzt werden. Wer die beste Pflanzzeit jetzt übersieht, kann die Zwiebelblumen bei passendem Wetter sogar bis in den Dezember hinein noch pflanzen.

 

 

Rasen oder Wiese

Wer an eine Rasenneuanlage denkt, sollte dies im September tun.

Die milderen Septembertemperaturen begünstigen die Keimung von Rasensamen. Jetzt ist auch die Gefahr der Austrocknung nicht mehr so hoch und der neue Rasen kann noch ein bis zwei Mal gemäht werden.

Mit viel Geduld kann man auch einen Rasen in eine Blumenwiese umwandeln. Man stellt das Düngen ein und mäht nur zwei Mal im Jahr. Man kann auch eine kleinere Fläche zur Blumenwiese umwandeln, indem man den meisten Humus entfernt, Sand aufbringt und eine Wiesenblumenmischung sät.

 

 

Balkon und Terrasse

Während die Amaryllis an einem trockenen, frostfreien Platz einzieht, werden auch die anderen Zimmerpflanzen auf Sommerfrische langsam wieder ans Haus gewöhnt. Frisch zugeputzt und einige Zeit ins Wasser gestellt, kommen sie wieder an ihren angestammten Platz.

Während Balkonblumen noch weiter gedüngt werden, werden die Gaben für Kübelpflanzen schon weniger. Nach dem ersten Frost werden Knollenbegonien abgeschnitten und trocken und frostfrei untergestellt.

 

 

Alternativer Pflanzenschutz

BITTE DIE BUCHSBÄUME KONTROLLIEREN!!

Ein trauriges Bild machen derzeit die einst so schönen, sattgrünen Buchsbäume, die auch gern in Form geschnitten wurden.
Die Raupen des Buchsbaumzünslers fressen die Blätter und Stängel der Buchsbäume und bringen ihn so zum Absterben.

Schwierige Bekämpfung
Sind Gespinste mit Eiern, Raupen und deren Kotkügelchen darin, so kann man den Strauch mit dem Hochdruckreiniger auswaschen. Folie unterlegen und die Raupen vernichten. Dann muss der Buchs regelmäßig behandelt wer.

Es sollte nur das biologische Mittel XenTari verwendet werden, das aber die Raupen aller Schmetterlinge tötet.(zu bestellen bei biohelp.at) Bitte verzichten Sie auf die bienengefährlichen Neonikotinoide wie Calypso oder Careo. Pflanzenschutzmittel dürfen nach dem Oö. Bodenschutzgesetz nur sachkundige Personen anwenden, die einen mindestens fünfstündigen Kurs absolviert haben!


Der Buchsbaumzünsler
Wer seine Buchsbäume unbedingt erhalten will, muss sie laufend kontrollieren. Die Schmetterlinge fliegen zu den Buchsbäumen und legen ihre Eier.


Roden und richtig entsorgen
Oft ist es der bessere Weg, den Buchsbaum zu roden. Das schafft Platz für neue Gestaltungsideen und erspart die regelmäßige Behandlung. Aber bitte das Schnittgut sicher entsorgen. Nicht ins ASZ bringen!


In einigen Gemeinden kann das Material zur Kompostieranlage gebracht werden.
Bitte den Kompostierer informieren, dass befallene Buchsbäume abgeladen wurden! Laut Oö. Schädlingsverbrennungsverordnung darf man den befallenen Buchsbaumstrauchschnitt im eigenen Garten verbrennen.

Dann ist das Feuer aber zwei Tage vorher am Gemeindeamt zu melden. Das Material kann auch mit dem Hausabfall mit zusätzlichen Säcken der Gemeinde entsorgt werden, die im Bürgerservicebüro erhältlich sind. Wichtig ist, dass bei der Entfernung der Pflanze das Material rasch in den Abfallsack kommt.

Manche versuchen, den Buchs radikal zu schneiden, sodass keine Blätter mehr da sind. Im nächsten Jahr treibt der Buchs wieder aus und wenn dann keine Zünslerschmetterlinge fliegen, wächst der Buchs wieder weiter. Erfolgsgarantie gibt es nicht.

 

 

Pflanzen mit Migrationshintergrund: DIE NEOPHYTEN

Was sind Neophyten?
Nach den griechischen Wörtern neós (jung, frisch) und phytón (Pflanze) wurde der Sammelbegriff für „neu angekommene Pflanzen“ gebildet. Eigentlich gibt es diesen Begriff schon lange, so wurden in der christlichen Urkirche die Bekehrten, Neugetauften genannt.


Pflanzen sind schon immer gewandert
Die größte „Besiedelungsaktionen“ fanden jeweils nach den Eiszeiten statt, die letzte endete vor mehr als 10.000 Jahren. Da zogen sich die Gletscher langsam zurück und sie hinterließen eine nackte Geröllwüste. Nur an wenigen eisfreien Stellen hielt sich während der Eiszeiten eine tundraähnliche Vegetation, von der ausgehend sich dann „Pionierpflanzen“ ausbreiteten. Solche „Eiszeitrelikte“ sind heute noch in Hochgebirgslagen anzutreffen. Erst nach und nach sind dann die ersten Bäume eingewandert.

Später dann, als die steinzeitlichen Bauern Äcker anlegten, wurden von diesen auch „Ackerunkräuter“ verbreitet. Von den Römern wurden aus dem Mittelmeerraum viele Pflanzen mitgebracht, auch im Zuge der Völkerwanderung und durch die christlichen Mönche fanden viele Pflanzen nördlich der Alpen eine neue Heimat. Diese Pflanzen bilden mittlerweile natürliche Gesellschaften und werden von den Botanikern Archäophyten genannt (von archaios, alt und phytón, Pflanze).

Als Neophyten werden hingegen alle „fremden“ Pflanzen bezeichnet, die nach dem Jahr 1492 bei uns erstmals auftauchten. Mit der Landung von Christoph Kolumbus in der neuen Welt begann das Zeitalter des weltumspannenden Artenaustausches. Pflanzen, Tiere und Krankheiten überwanden schlagartig die bisher bestehenden Barrieren. Inzwischen hat sich ein weltweiter Handel entwickelt, durch die Schnelligkeit der Transportmittel können sogar Frischpflanzen aus exotischen Gebieten den Weg in unsere Natur, aber auch in unsere Gemächer finden.

 

Die Natur im Wandel

Eiszeiten:
Vor etwa 800.000 Jahren endete die Günz-Eiszeit, die Mindel-Phase dauerte von etwa 440.000 bis 320.000 Jahren, dann folgte die nächste Kälteperiode (Riss-Eiszeit) von 180.000 bis 120.000 Jahren, die bislang letzte, die Würm-Eiszeit, begann vor etwa 70.000 Jahren und endete vor rund 10.000 Jahren.

Bei jeder Eiszeit war die Vegetation gezwungen, vor den vorstoßenden Gletschern in den wärmeren Süden auszuweichen. Die Eismassen erreichten in unserer Gegend Dicken von mehreren hundert Metern. Das Ausweichen in Richtung Süden war aber für viele Pflanzen problematisch, weil eine Ost-West-Barriere, die Alpen, dies erschwerte. Dies ist auch der Grund, warum nördlich der Alpen nach den Eiszeiten nur eine nicht sehr artenreiche Flora bestand. Viele Pflanzenarten, die früher bei uns heimisch waren, schafften es nicht, vor den Vergletscherungen zu fliehen und sind daher bei uns ausgestorben. Mit jeder Eiszeit erhöhte sich die Anzahl der bei uns verloren gegangenen Arten, Botaniker sprechen von über 100 Gattungen. In Ostasien und in Amerika hatten viele dieser Arten jedoch die Möglichkeit zu überleben. Viele davon haben als Zier- oder Gartenpflanzen, oder als Neophyten, wieder ihren Weg zurück gefunden.

Nachstehend versuche ich darzustellen, in welchen zeitgeschichtlichen Perioden es zur Neuansiedlung oder Wiederansiedlung von bisher nicht heimischen Pflanzen kam.


Alte Einwanderer (Archäophyten)
Viele unserer heutigen Kulturpflanzen haben die Eiszeiten im vorderen und mittleren Orient überlebt. Besonders im sehr fruchtbaren Zwischenstromland (zwischen Euphrat und Tigris) wurden schon vor tausenden Jahren Nutzpflanzen kultiviert.

Vor etwa 6.000 Jahren, also zu Zeiten, in denen „Ötzi“ lebte, verbreitete sich, von Südosten her kommend entlang der Donau eine Lebensweise, die sich auf den gezielten Anbau von Nahrungs- und Nutzpflanzen spezialisierte. Aus Funden wissen wir, dass auf den Feldern der Bauern damals schon Dinkel, Einkorn, Emmer, Gerste, Hirse, Linsen und Flachs gediehen.

Zwischen den angebauten Sorten gingen auch „Ackerunkräuter“ auf, damals waren es wohl Neophyten, sie gelten aber mittlerweile als vollkommen eingebürgert. Von Naturschützern werden diese großteils als schützenswert eingestuft und sind zum Teil sogar vom Aussterben bedroht. Zu diesen Pflanzen zählen beispielsweise:

Ackerfrauenmantel (aphanes arvensis)
Erdrauch (fumaria officinalis)
Feldlöwenmaul (antirrhinum orantium)
Flachsnelke (silene linicola)
Gauchheil (anagallis arvensis)
Hirtentäschel (capsella bursa-pastoris)
Echte Kamille (matricaria recutita)
Hundskamille (anthemis arvensis)
Klatschmohn (papaver rhoeas)
Kohl-Gänsedistel (sonchus oleraceus)
Kornrade (agrostemma githago)
Kornblume (centaurea cyanus)
Mäusegerste (hordeum murinum)
Saat-Leindotter (camelina sativa)
Taumel-Lolch (lolium temulentum)
Wachtelweizen (melampyrum arvense)


Aber nicht nur diese „eingeschleppten Ackerunkräuter waren damals schon in den Kulturen zu finden, auch viele „einheimische“ Pflanzen fanden gute Lebensräume in den nun vorhandenen Feldern, Äckern, Fluren und Siedlungen und konnten sich ausbreiten. Sind auch diese „Unkraut“? Wir werden uns damit noch eingehend beschäftigen.


„Einheimisch“ waren beispielsweise:
Brennnessel, Gänsefingerkraut, Klette, Königskerze, Kratzdistel, Seifenkraut, Vogelknöterich, Wegerich, Wegmalve, Wegwarte, Wilde Möhre.

Durch Selektion entstanden im Laufe der Zeit aus einigen dieser Pflanzen wichtige Lebensmittel. Z.B. entwickelte sich aus der Wegwarte der Endivien-Salat, aus der ursprünglich dünnen holzigen Wurzel der wilden Möhre wurden die Karotten kultiviert.

 

„Römerpflanzen“
Als die Römer mit ihren Soldatenheeren auch Mitteleuropa besetzten, wollten sie auf gewisse Standards nicht verzichten. Sie errichteten gemauerte Gebäude mit Fenstern, öffentliche Bäder und pflasterten die Straßen. Sie legten auch Weinberge und Obsthaine an.

Mit diesen importierten Pflanzen brachten sie auch die „italienischen Unkräuter“ mit. Die bekanntesten davon sind:
Ackerröte (sherardia arvensis)
Bingelkraut einjährig (mercurialis annua)
Glaskraut (parietaria officinalis)
Gundermann (glechoma hederacea)
Guter Heinrich (chenopodium bonushenricus)
Katzenminze (nepeta cataria)
Milchstern, doldiger (ornithogalum umbellatum)
Portulak (portulacca oleracea)
Schöllkraut (chelidonium majus)
Schwarznessel (ballota nigra)
Wermut (artemisia absinthum)

 

Ab dem Mittelalter gab es eine Vielzahl von Faktoren, die die Vegetation beeinflussten.

Klimaschwankungen lösten Völkerwanderungen aus, die christliche Kultur brachte es mit sich, dass Mönche Arznei- und Zierpflanzen mitbrachten. Nicht alle vertrugen unser Klima und verschwanden wieder. Es gab aber auch solche, die über die Klostergärten hinaus sich vermehrten und verwilderten, bzw. weiter kultiviert wurden, z.B.

Die frostempfindliche Artischocke (cynara cardunculus) stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Um 1600 taucht sie erstmals auf Gemälden auf, etwa bei Caravaggio und Juan Sánchez Cotán.

Andorn (marrubium vulgare) stammt ebenfalls aus dem Mittelmeerraum und wurde in Klostergärten kultiviert. Es wird vermutet, dass diese Pflanze schon lange vorher bei uns heimisch war (Archäophyt), aber erst durch die Mönche Bedeutung erlangte, ebenso wie das

Bilsenkraut aus dem Mittelmeerraum, es diente als Rauschverstärker.
Eisenkraut (verbena officinalis).
Herzgespann (leonuris cardiaca) war schon in der Antike bekannt und tauchte erst im späten Mittelalter in Klostergärten auf.
Kalmuswurzel (acorus calamus), diese stammt aus Indien.
Osterluzei (aristolochie clematitis) stammt ursprünglich aus Ägypten und kam über Mittelmeer-Länder zu uns.

Gewerbetreibende und Zünfte importierten Pflanzen, wie z.B.

Weberkarde (dipsacus sativus L.) von Tuchmachern aus Südfrankreich, Färberpflanzen aus dem Mittelmeerraum,
Bierbrauer bauten Hopfen an, der wahrscheinlich aus dem Altai (Kaspisches Meer) stammt und überden Balkan zu uns kam.

Wicke (vicia silvatica) Im Jahr 1699 kamen aus Sizilien Samen nach England und Holland. Züchtung von Duftwicken.

 

NEOPHYTEN

Als nach 1492 die Europäer begannen, weltweit Handel zu betreiben, fanden aus allen Regionen der Welt Pflanzen den Weg nach Mitteleuropa. Einige dieser Arten und Gattungen waren früher einheimisch, sind dann bei uns wegen der Eiszeiten ausgestorben und fanden tausende Jahre später wieder den Weg zurück.


die ganz Bösen
Sind dies wirklich ganz Böse? Manche der neu eingebürgerten Pflanzen werden wie Verbrecher steckbrieflich gesucht und auf eine „watch list“ gesetzt.

Einige der Bekannteren erwähne ich nachfolgend:

Goldrute, kanadische (solidago canadensis)
Riesen-Goldrute (solidago gigantea)
Ragweed oder beifußblättriges Traubenkraut (ambrosia artemisiifolia)
Riesenbärenklau oder Herkulesstaude (heracleum mantegazzianum)
Springkraut, indisches oder drüsiges (impatiens glandulifera)
Staudenknöterich, japanischer (fallopia japonica bzw. polygonum cuspidatum)
Sachalin-Staudenknöterich (fallopia sachalinensis bzw. polygonum sachalinense)

Diese Pflanzen sind selbstverständlich nicht nur das vermeintlich „Böse“, sondern können trotz aller Unkenrufe auch einen Nutzen für uns haben. Einige der „Bösen“ wie die Goldrute verdrängen andered Pflanzen aus ihrem angestammten Lebensraum. Andere können Auswirkungen auf die Gesundheit haben, wie das hoch allergene beifußblättrige Traubenkraut.

 

„Unerwünschte“ Gehölze

Unerwünscht? Darauf gibt es nur eine richtige Antwort:
Es kommt darauf an.

Wie bei den „ganz Bösen“ haben auch diese Pflanzen nicht nur Nachteile, sie können durchaus nützlich sein. Auch hier erwähne ich die häufiger vorkommenden Neophyten:

Eschen-Ahorn (acer negundo)
Essigbaum (rhus)
Flieder (syringa vulgaris)
Götterbaum (ailanthus altissima)
Hartriegel, weißer (cornus sericea)
Kermesbeere (phytolacca americana)
Mahonie (mahonia aquifolia)
Kartoffelrose (rosa rugosa)
Robinie (robinia pseudoacacia)
Sommerflieder (buddleja davidii)
Traubenkirsche, späte (prunus serotina)

 

Neophyten im Garten

Gärten sind ein labiles Ökosystem. Immer wieder wird umgegraben, neu bepflanzt und gedüngt. Nur schnell wachsende, stickstoffliebende Pionierpflanzen können neben den angebauten Nutzpflanzen Fuß fassen. Einige dieser Begleitpflanzen und -kräuter, die eingewandert sind, möchte ich nachstehend erwähnen. Auch bei diesen werden sie in den nachfolgenden Beschreibungen Überraschungen erleben.

Amarant (amaranthus retroflexus) und andere Fuchsschwanz-Arten
Ehrenpreis, persischer (veronica persica)
Lupine (lupinus polyphyllus)
Nachtkerze (oenothera biennis)
Scheinerdbeere, indische (potentilla indica)
Sonnenhut, schlitzblättriger (rudbeckia laciniata)
Topinambur (helianthus tuberosus)
Winterportulak (claytonia perfoliata)
 

Wie eingangs erwähnt, wird Neophyt mit „Neuankömmling“ übersetzt. Denken wir da nicht auch automatisch an jene Menschen, die als Neuankömmlinge aus Kriegsgebieten oder wirtschaftlich benachteiligten Regionen stammen oder aus politischen oder religiösen Gründen ihre Heimat verlassen haben?

Zurück zu den Pflanzen: Wer denkt beim Begriff Neophyten daran, dass viele unserer wichtigsten Lebensmittel erst vor wenigen hundert Jahren bei uns angekommen sind?

So sind z.B. Mais, Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Kürbis, Bohnen typische Neophyten, die heute für uns unverzichtbar geworden sind.

 

Warum ist der Begriff „Neophyt“ so negativ besetzt?

Wir werden geprägt von Ängsten, Befürchtungen und Vorurteilen. Sollen wir alles glauben, was uns da vermittelt wird? Zum Beispiel:

Die meisten Neuankömmlinge im Pflanzenreich sind bedrohliche, aggressive Invasoren, die schleichend ganze Landschaften erobern und heimische Pflanzen verdrängen, viele davon sind sogar schädlich. Sie verursachen nur Kosten und beeinträchtigen die angebauten Nutzpflanzen. Dieses wertlose eingeschleppte Unkraut muss daher ausgerottet werden.

Dazu ist aber anzumerken, dass auch viele einheimische Pflanzen auf aggressive Art ganze Landstriche erobern und andere Pflanzen verdrängen, wie z.B. Brennnesseln, Efeu (Baumtod) oder Brombeergestrüppe (um beispielhaft nur einige zu nennen).

Der Gedanke, die Natur total unter menschliche Kontrolle zu bringen, führte dazu, dass große Unternehmen Produkte entwickelten, die riesige Gewinne versprechen.

Saatgut wurde gentechnisch so behandelt, dass es unmöglich ist, dies selbst zum Wiederanbau zu verwenden. Diese „Turbosorten“ müssen jedes Jahr neu gekauft werden. Der versprochene optimale Ertrag ist allerdings nur dann erzielbar, wenn mit den richtigen Düngemitteln zur Bodenaufbereitung und den richtigen Spritzmitteln zur Unterdrückung der „Konkurrenzpflanzen“ gearbeitet wird. Es gibt sogar Bestrebungen, den Einsatz von selbst gewonnenem Saatgut überhaupt zu verbieten (Lobbyismus pur!). Das würde das Aus für heimische, alte Sorten bedeuten, die an unsere klimatischen Verhältnisse perfekt angepasst sind.

Auf unseren Äckern sind Pflanzen wie Kornrade, Acker-Gauchheil, Leindotter, aber auch die Kornblume nur mehr selten anzutreffen.

Die vorhin angesprochenen Unternehmen versuchen uns weiszumachen, dass nur immer bessere Produktionsmethoden dazu beitragen können, die ständig steigende Anzahl von Menschen ausreichend ernähren zu können. Nicht gesagt wird, dass jährlich viele Millionen Tonnen an Nahrungsmitteln vernichtet bzw. zur Energiegewinnung verwendet werden. Alternativen sind kein Thema, weil sie nicht die großen Gewinne bringen.

Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass darunter die Artenvielfalt leidet und das Wissen über Nutzen von „Unkraut“ ebenso wie diese Pflanzen selbst sukzessive verloren geht.

Was ist Unkraut?
Wir legen großen Wert darauf, dass unser Wohnbereich sauber ist, wir wollen uns ja in unserer Wohnung wohl fühlen.

Legen wir diese Wertmaßstäbe auch für den Außenbereich an? Wollen wir einen gepflegten Rasen, einen Garten mit Wegen und Mauern, ein Biotop mit einem kleinen Teich, eine Pergola mit einem geschützten Sitzplatz, alles frei von störendem Bewuchs? Sportplätze, wie z.B. für Fußball, Golf, Tennis sollen frei von allen Unkräutern sein. Da wird oft sogar mit der chemischen Keule gearbeitet, um dieses Ziel zu erreichen. Über „Konkurrenzpflanzen“ auf Ertragsflächen habe ich bereits gesprochen.

Aber: viele dieser Pflanzen, sowohl „Neophyten“ als auch „heimische Pflanzen“, die an den vorhin genannten Stellen nicht erwünscht sind, werden als wertvolle Wildkräuter geschätzt.

Mich faszinieren Aussagen von Schamanen und Medizinmännern fremder Kulturen, allerdings stimmen mich diese auch nachdenklich:

„Alle Pflanzen sind Kinder des Himmels und der Mutter Erde. Sie haben Kräfte, die Teil eines Ganzen sind“. Diese „Magier“ besitzen die Fähigkeit, mit den „Geistern“, die diesen Pflanzen innewohnen, Kontakt aufzunehmen und deren Kräfte zu erfahren und zu nutzen.

Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, wo von Hippokrates bis herauf zur Hl. Hildegard von Bingen und Paracelsus Heilkunde mit Pflanzen vorgetragen wurde, so bin ich überzeugt, dass auch all diese Personen solche Fähigkeiten hatten. Wie sonst hätten sie die Kräfte dieser Pflanzen erkennen und nutzen können in Zeiten, in denen die meisten Wirkstoffe noch gar nicht bestimmt werden konnten.

Bei meinen Recherchen zu diesem Thema bin ich auf annähernd 300 Pflanzen gestoßen.

Wie eingangs erwähnt (die Natur im Wandel) habe ich mehr als 60 Pflanzen beschrieben (nicht nur „Zuwanderer“, auch „heimische Unkräuter“). Ich habe diese Auswahl getroffen, weil es sich dabei um die meiner Meinung nach bekanntesten und somit interessantesten Pflanzen handelt. Sie können sich dann bei passender Gelegenheit selbst ein Urteil über die schon erwähnte Aussage der Industrie bilden, warum der Begriff „Neophyten“ so negativ besetzt ist.